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Letzte Änderung: 06.02.2023

Endometriose – Symptome, Diagnose und Behandlung

Endometriose ist eine chronische Erkrankung bei Frauen im gebärfähigen Alter. Sie wird verursacht durch Ansammlungen von Schleimhautzellen außerhalb der Gebärmutter. Die sogenannten Endometriose-Herde sind zyklusabhängig und können überall im Körper auftreten. Sie gehen häufig mit Schmerzen einher und können zu Unfruchtbarkeit führen.

Erfahre im Folgenden mehr über das Krankheitsbild Endometriose: wie die Krankheit mit dem Zyklus zusammenhängt, was die ersten Anzeichen einer Endometriose sind und welche Behandlungsoptionen es gibt.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Endometriose wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter im Körper.
  • Meist kommt es dann zu massiven Schmerzen während der Monatsblutung.
  • Mit 40.000 Neudiagnosen pro Jahr zählt Endometriose zu den häufigsten gynäkologischen Erkrankungen.

Was ist Endometriose?

Bei Endometriose sammelt sich Schleimhaut, die normalerweise das Innere der Gebärmutter auskleidet, außerhalb der Gebärmutterhöhle an – ebenfalls bezeichnet als „Endometrium“. Diese Gewebeinseln werden von Fachleuten als „Endometriose-Herde“ bezeichnet. Sie können auftreten, ohne Beschwerden hervorzurufen.

Häufig verursacht Endometriose jedoch starke Schmerzen und kann sogar die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Viele Frauen verkennen die Krankheit als verstärkte Menstruationsschmerzen, weshalb es meist mehrere Jahre dauert, bis Endometriose als Ursache der Beschwerden identifiziert wird.

Einteilung der Endometriose

Endometriose-Herde unterscheiden sich je nach Lage und werden in drei große Gruppen von Endometriose unterteilt:

Endometriosis genitalis externa: Dies ist die häufigste Erkrankungsform, bei der Endometriose-Herde im Genitalbereich, im kleinen Becken, außerhalb der Gebärmutter auftreten. Sie finden sich zum Beispiel in den Eierstöcken, auf den Haltebändern der Gebärmutter oder in der Vertiefung zwischen Gebärmutter und Enddarm (Douglas-Raum).

Endometriosis genitalis interna: Endometriose-Herde befinden sich bei dieser Form der Endometriose innerhalb der Muskelschicht der Gebärmutterwand (Myometrium). Mediziner sprechen bei diesem Befund von Adenomyose. Herde im Eileiter zählen ebenfalls zu dieser Gruppe.

Endometriosis extragenitalis: Die Endometriose-Herde befinden sich hierbei außerhalb des kleinen Beckens. Zum Beispiel im Darm (Endometriose-Darm), in der Blase, in den Harnleitern, in seltenen Fällen ebenfalls im Gehirn, in der Lunge, in der Milz oder im Skelett.

Veränderung der Endometriose im Zyklus

In jedem Menstruationszyklus baut sich die Schleimhaut der Gebärmutter neu auf. Kommt es zu keiner Befruchtung, wird die Schleimhaut abgestoßen, woraufhin die Monatsblutung einsetzt. Endometriose-Herde verhalten sich wie die Gebärmutterschleimhaut: In der ersten Hälfte des Zyklus wachsen sie heran, zum Ende hin werden sie abgestoßen.

Im Gegensatz zu den Blutungen während der Menstruation wird das abgestoßene Gewebe aus den Endometriose-Herden nicht durch die Scheide aus dem Bauchraum ausgeschieden. In einigen Fällen können Gewebe und Blut aus dem Körper ohne Folgen abfließen. Oft verursacht das abgestoßene Gewebe bei Frauen jedoch Verwachsungen, Entzündungen und Zysten (mit Flüssigkeit gefüllte Blasen). Je nach Lage und Größe kann dies unterschiedlich starke Schmerzen verursachen.

Die Intensität der Schmerzen ist nicht immer gleich, sondern verändert sich im Laufe des Zyklus. Besonders vor und während der Menstruation kann Endometriose Krämpfe und andere Schmerzen verursachen. Aber auch in der Mitte des Zyklus, während des Eisprungs, kann es zu Schmerzen kommen.

Häufigkeit der Endometriose

Endometriose gilt als weitverbreitete Krankheit, wobei es keine zuverlässigen Angaben zur genauen Häufigkeit gibt. Dies liegt daran, dass Endometriose-Herde in vielen Fällen keine Beschwerden verursachen, folglich bleibt die Krankheit unentdeckt. Schätzungen zufolge gibt es 40.000 Neuerkrankungen pro Jahr. Insgesamt sind circa zwei Millionen Frauen in Deutschland von Endometriose betroffen. Am häufigsten tritt die Erkrankung im Alter zwischen 35 und 45 Jahren auf.

Verlauf der Endometriose

​​Endometriose tritt in der Regel nur im gebärfähigen Alter auf, also zwischen der ersten und letzten Monatsblutung einer Frau. Nur sehr selten wird die Krankheit vor oder nach diesem Zeitpunkt bemerkt. Wie sich eine Endometriose entwickelt, ist nicht vorhersehbar. Endometriose-Herde können sich manchmal ohne Behandlung auflösen, bei einigen Frauen bleiben die Symptome mild und wieder andere haben mit starken Beschwerden zu kämpfen.

Im letzteren Fall vergrößern sich die Endometriose-Herde häufig mit der Zeit und es bilden sich Zysten. Endometriotische Zysten in den Eierstöcken werden als „Endometriome“ bezeichnet. Sie enthalten oft dickflüssiges, dunkles Blut. Deshalb werden sie auch „Schokoladenzysten“ genannt. Wenn Zysten und Verwachsungen die Funktion der Eierstöcke und Eileiter beeinträchtigen, geht dies mit eingeschränkter Fruchtbarkeit einher. Eine schwere Endometriose kann daher der Grund für ungewollte Kinderlosigkeit sein.

Endometriose-Herde sind in der Regel gutartig und auch, wenn sie wachsen und manchmal andere Organe befallen, entwickelt sich daraus äußerst selten eine Krebserkrankung.

Ursachen der Endometriose

Es gibt verschiedene Theorien zur Entstehung der Endometriose, jedoch ist bisher weder die Ursache noch die Entwicklung der Krankheit vollständig geklärt. Eine Vermutung ist, dass Endometriose genetisch bedingt ist. Eine andere, dass die Zellen der Gebärmutterschleimhaut unter Umständen durch die Eileiter, also gegenläufig, in Richtung des kleinen Beckens wandern oder über die Blut- und Lymphgefäße an andere Stellen transportiert werden.

Endometriose: Symptome

Endometriose ist eine Erkrankung ohne klar erkennbare Symptome. Viele Frauen verwechseln die Erkrankung mit normalen Regelschmerzen. Einige Frauen berichten von krampfartigen Schmerzen im Unterbauch, welche gelegentlich von Übelkeit, Erbrechen und Durchfall begleitet werden. Sie erleben also Symptome, wissen jedoch nicht, dass die Ursache eine Endometriose ist.

Erste Anzeichen, bei denen Frauen hellhörig werden, sind Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und bei gynäkologischen Untersuchungen sowie Probleme, schwanger zu werden. Auch eine sehr starke Menstruationsblutung ist für viele Frauen der erste Hinweis auf Endometriose.

Der Schweregrad und die Art der Symptome sind individuell und hängen mit Größe und Lage der Endometriose-Herde zusammen.

Oft beschriebene Beschwerden und Symptome sind:

  • Bauch- und Rückenschmerzen vor und während der Menstruation, die auch in die
  • Beine ausstrahlen können
  • Schmerzen bei gynäkologischen Untersuchungen
  • Schmerzen während und nach dem Geschlechtsverkehr
  • Schmerzen beim Stuhlgang oder Urinieren
  • Starke und unregelmäßige Monatsblutungen
  • Zyklische Blutungen aus Blase oder Darm
  • Ungewollte Kinderlosigkeit

Häufig mit diesen Symptomen verbunden:

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Psychische Erkrankungen, bspw. Depressionen
  • Vermehrtes Auftreten von Allergien und anderen Autoimmunerkrankungen
  • Erhöhte Infektanfälligkeit während der Menstruation

Diagnose der Endometriose

Vom Auftreten der ersten Symptome bis zur Diagnose vergehen durchschnittlich sechs Jahre, bei Patienten mit unerfülltem Kinderwunsch etwa drei Jahre. Da in der Forschung noch nicht viel über Endometriose bekannt ist und Ärzte dementsprechend wenig aufgeklärt, werden Fehldiagnosen häufiger gestellt als die richtige Diagnose. Endometriose wird häufig fehlgedeutet, beispielsweise als Eierstockentzündung, psychisch bedingte Beschwerde oder als prämenstruelles Syndrom (PMS).

Die erste Anlaufstelle bei Verdacht auf Endometriose ist immer der Frauenarzt bzw. die Frauenärztin. Zur Diagnosestellung wird ein ausführliches Anamnesegespräch geführt, indem ihr über die Art, den Zeitpunkt und den Ort des Auftretens der Symptome sprecht. Diese geben erste Hinweise über das weitere Vorgehen. Du kannst bei der Diagnose helfen, indem Du ein Schmerztagebuch führst. In diesem dokumentierst Du, wann und in welcher Situation die Schmerzen auftreten und ob ein zeitlicher Zusammenhang zu Deinem Zyklus besteht.

Bei Verdacht auf Endometriose werden meist folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Anamnese: Ausführliches Gespräch über Schmerzsymptome und Allgemeinbefinden

  • Tastbefund: Neben der gynäkologischen Untersuchung der Scheide werden auch der Enddarm, der Bereich hinter der Gebärmutter (Douglas-Raum) und die Gebärmutterbänder abgetastet.

  • Ultraschall: Es wird sowohl eine Ultraschalluntersuchung der Scheide (vaginaler Ultraschall) als auch der Bauchdecke (abdominaler Ultraschall) durchgeführt.

Je nach Symptomatik und Ergebnis der Untersuchungen können genauere Ergebnisse durch andere Methoden hilfreich sein. Beispielsweise durch eine Darmspiegelung oder bildgebende Verfahren wie MRT oder CT.

Operative Diagnose

Eine Operation ist die einzige Möglichkeit, eine 100 % sichere Diagnose zu stellen. Dafür wird eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) durchgeführt, bei der Gewebeproben entnommen und untersucht werden. Darüber hinaus kann die Bauchspiegelung Lage, Schweregrad und Art des Wachstums der Herde und Zysten der Endometriose bestimmen. Bei bestätigter Endometriose kann bereits während der Operation mit der chirurgischen Behandlung begonnen werden.

Behandlung der Endometriose

Bislang ist die Krankheit Endometriose nicht heilbar. In den meisten Fällen enden die Symptome erst mit Ende des gebärfähigen Alters. Die Erkrankung kann jedoch mit Medikamenten oder einer Operation behandelt werden, wobei das Ausmaß der Beschwerden über die Art der Behandlung bestimmt. Endometriose verläuft bei jeder Frau individuell, weshalb es keine allgemeingültige Behandlungsmethode gibt.

Die Wahl des richtigen Arztes / der richtigen Ärztin (Spezialgebiet Endometriose) ist ein entscheidender Aspekt. Häufig ist es sinnvoll, wenn ein interdisziplinäres Team aus den Bereichen Gynäkologie, Schmerztherapie und Psychologie zusammenarbeitet. Der psychologische Aspekt ist besonders wichtig, wenn die Endometriose für ungewollte Kinderlosigkeit verantwortlich ist.

Gängige Behandlungsansätze sind:

  • Bauchspiegelung (Laparoskopie) mit Gewebeentnahme zur Diagnose und zur Entfernung von Endometriose-Herden
  • Hormontherapie zur Verhinderung des Aufbaus von Gebärmutterschleimhaut
  • Medikamentöse oder multimodale Schmerztherapie

Komplementäre Behandlungen: Ernährung, Bewegung, Physiotherapie, Entspannungstechniken, Akupunktur, Traditionelle chinesische Medizin (TCM), Homöopathie etc.

Wichtig ist vor allem, dass die Beschwerden ernst genommen und dementsprechend behandelt werden. Denn vom ersten Arztgespräch bis zur Diagnosestellung vergehen durchschnittlich sechs Jahre. Bei ungewollter Kinderlosigkeit sind es drei Jahre. Dass es so lange bis zu einer Diagnose dauert, liegt nicht nur an der Erkrankung (aufgrund der unterschiedlichen Symptome wird Endometriose auch als „Chamäleon-Krankheit“ bezeichnet), sondern vor allem an fehlender Aufklärung und mangelnder Forschung.

Zusammenfassung

Endometriose betrifft Frauen im gebärfähigen Alter. Die Krankheit kann symptomlos bleiben, aber ebenso zu starken Schmerzen bis hin zu Unfruchtbarkeit führen. Die Schmerzen treten vor allem im unteren Bauchraum auf.

Bislang ist die Ursache von Endometriose ungeklärt, was unter anderem an der mangelnden Forschung liegt. Aktuell sind sich Mediziner:innen jedoch einig, dass die Krankheit nicht heilbar ist. Es gibt allerdings gute Behandlungsmöglichkeiten, um zumindest die Schmerzen einzudämmen.

Häufige Fragen

Was sind Anzeichen für Endometriose?

Wie gefährlich ist eine Endometriose?

Was passiert, wenn ich Endometriose habe?

Was ist der Auslöser für Endometriose?

In welchem Alter tritt Endometriose auf?

Quellenangaben

Links