Der menschliche Körper unterliegt periodischen Temperaturschwankungen. Während des Schlafens stellt sich im Körperkern ein Temperaturminimum ein – dieses Minimum wird Basaltemperatur genannt und bezeichnet die Temperatur beim Aufwachen. Während des weiblichen Zyklus ändert sich die Höhe dieser Temperatur, was Rückschlüsse auf den Eisprung und somit die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage gibt. Eine erhöhte Basaltemperatur von mehr als 18 Tagen gilt zudem als wahrscheinliches Schwangerschaftszeichen.[3]
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Fruchtbare Tage bestimmen – Methode & Anwendung
Deine fruchtbaren Tage zu bestimmen, kann Dir dabei helfen, Deinen Zyklus besser kennenzulernen und zu wissen, wann die Möglichkeit besteht, schwanger zu werden und wann nicht. Dabei gibt es unterschiedliche Methoden zur Bestimmung, wie zum Beispiel die Temperaturmethode und die symptothermale Methode. Was es damit auf sich hat und wie Du diese anwendest, erfährst Du in diesem Ratgeber.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit den Methoden der Natürlichen Familienplanung lassen sich Deine fruchtbaren und unfruchtbaren Tage ermitteln.
- Je mehr Methoden Du miteinander kombinierst, desto zuverlässiger ist der Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft.
- Mithilfe der symptothermalen Methode beobachtest Du Deine Körperkerntemperatur und den Zervixschleim.
Fruchtbare Tage bestimmen
Um Deine fruchtbaren Tage zu bestimmen, kannst Du die „Natürliche Familienplanung (NFP)“ nutzen. Als Frau bist Du nur zu bestimmten Phasen Deines Zyklus fruchtbar, nämlich in den Tagen rund um Deinen Eisprung. NFP ist der Oberbegriff für unterschiedliche Methoden, die eins gemein haben: Auf die Fruchtbarkeit wird durch die Beobachtung von Körpersymptomen oder bestimmter Zyklusabläufe geschlossen.
Zur „Natürlichen Familienplanung“ zählen:
- Beobachtung des Zervixschleims (Billings-Methode)
- Kalendermethode zur Berechnung der fruchtbaren Tage (Knaus-Ogino)
- Messung der Temperatur (Temperaturmethode)
- Auswertung der Temperatur und des Zervixschleims (symptothermale Methode)
Die symptothermale Methode ist dabei die am besten erforschte und wird als besonders sichere natürliche Verhütungsmethode eingestuft.[1,2]
Natürlich schwanger werden
Manchmal reicht es nicht, einfach die Verhütung wegzulassen, um schwanger zu werden. Methoden zur Bestimmung Deiner fruchtbaren Tage können Dir dabei helfen, Deinen Kinderwunsch zu erfüllen, indem Du lernst, Deinen Zyklus zu verstehen und Deinen Eisprung zu bestimmen. Dann weißt Du genau, wann Deine fruchtbaren Tage sind und die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft ist dementsprechend hoch.
Natürlich verhüten
Die Methoden zur „Natürlichen Familienplanung“ können genauso dazu dienen, Dich vor einer Schwangerschaft zu schützen und eignen sich für alle Frauen, die hormonfrei verhüten wollen. Durch verschiedene Methoden zur Bestimmung des Eisprungs weißt Du genau, wann Du empfänglich für eine Schwangerschaft bist und kannst dementsprechend handeln und zusätzlich mit einem Kondom verhüten. Sowohl die Temperaturmethode als auch die symptothermale Methode, die wir Dir im Folgenden vorstellen, eignen sich also bei bestehendem Kinderwunsch genauso wie zur Verhütung.
Wann sind die fruchtbaren Tage?
Dein Eisprung (Ovulation) setzt etwa 12 bis 16 Tage vor Deiner Menstruation ein. Dabei gelangt eine Eizelle in Deinen Eileiter. In dieser Zeit bist Du für 12 bis 24 Stunden fruchtbar. Spermien in Gebärmutter sowie Gebärmutterhals können hingegen 3 bis 5 Tage überleben. Deine fruchtbarste Zeit ist ca. 2 Tage vor und am Tag der Ovulation.
Insgesamt ergibt sich ein Zeitraum von fünf bis sechs Tagen – vier Tage vor dem Eisprung, der Tag des Eisprungs und ein Tag danach – an denen Du schwanger werden kannst. Vor und nach diesem Zeitraum bist Du nicht fruchtbar und musst Dir weniger Gedanken um die Verhütung machen.
Fruchtbare Tage bestimmen mit der Temperaturmethode
Mit der Temperaturmethode kannst Du Deinen Eisprung und somit Deine fruchtbaren Tage bestimmen. Dies ist möglich durch tägliches Messen Deiner Körperkerntemperatur direkt nach dem Aufwachen. In der ersten Zyklushälfte bleibt die Temperatur bis zum Eisprung auf einem niedrigeren Level als nach dem Eisprung. Das bedeutet: Deine Körperkerntemperatur sinkt kontinuierlich bis zum Eisprung, der niedrigste Wert zeigt dann Deinen Eisprung an.
Basaltemperatur
Basaltemperaturkurve (Zykluskurve)
Das Messen und Festhalten der Basaltemperatur wird als „Basaltemperaturkurve“ oder vereinfacht „Zykluskurve“ bezeichnet. Diese gibt Auskunft über den Temperaturverlauf innerhalb Deines Zyklus. Durch Messen der Basaltemperatur mit einem Basalthermometer erhältst Du Deine Zykluskurve und weißt, wann Dein Eisprung, Deine fruchtbaren sowie unfruchtbaren Tage sind. Der Unterschied zu einem Fieberthermometer? Ein Basalthermometer zeigt zwei Nachkommastellen an und misst noch genauer.
Beispiel: Temperaturkurve Zyklus
Bei der Temperaturmethode bestimmst Du Deine Körperkerntemperatur direkt nach dem Aufwachen. So könnte der Basaltemperatur-Verlauf beispielhaft aussehen:
1. Zyklushälfte: Während der ersten 14 Tage nach Deiner letzten Menstruation befindest Du Dich in der Follikelphase. In dieser Zeit ist Deine Basaltemperatur niedriger als am Ende des Zyklus.
Zyklusmitte: In der Mitte des Zyklus, während der Eisprungphase, steigt Deine Temperatur um 0,2 bis 0,4 Grad und erreicht somit den Hochstand während Deines Zyklus.
2. Zyklushälfte: In der zweiten Hälfte wird das Hormon Progesteron (Gelbkörperhormon) ausgeschüttet. Deine Basaltemperatur bleibt weiterhin erhöht und wird langsam niedriger bis zum Einsetzen der Periode.
Ein Eisprung hat stattgefunden, wenn Deine Körperkerntemperatur an drei aufeinanderfolgenden Tagen mindestens 0,2 Grad höher ist als an den vorherigen sechs Tagen.
Anwendung der Temperaturmethode
Zur Aufzeichnung Deiner Basaltemperatur benötigst Du entweder ein Basalthermometer oder einen speziellen Zykluscomputer. Herkömmliche Fieberthermometer sind nicht geeignet, da sie nicht genau genug messen. Das Thermometer muss mindestens zwei Nachkommastellen aufzeichnen können, um die geringen Temperaturschwankungen zu erfassen.
So misst Du Deine Basaltemperatur:
- Miss Deine Basaltemperatur täglich direkt nach dem Aufwachen – noch vor dem Aufstehen.
- Platziere zur Messung das Thermometer entweder vaginal, rektal oder oral.
- Miss immer am selben Ort innerhalb eines Zyklus.
- Warte auf das Messsignal am Ende der Messung.
- Notiere die Temperatur anschließend in Deinem Kalender
Tipps für die optimale Messung:
- Miss direkt nach dem Aufwachen im Liegen, bevor Du aufstehst.
- Schlafe mindestens 5 Stunden.
- Stelle Dir einen Wecker und miss möglichst zum selben Zeitpunkt, um den Temperaturanstieg zuverlässig zu ermitteln.
Orale, rektale oder vaginale Messung:
- Für die orale Messung platziere die Messspitze des Thermometers unter der Zunge direkt neben dem Zungenbändchen. Achte darauf, dass Deine Lippen geschlossen sind, denn ein offener Mund kann dazu führen, dass die Temperatur verfälscht wird.
- Für die vaginale Messung führe die Spitze des Thermometers circa 2 cm in die Scheide ein.
- Für die anale Messung führe die Messspitze circa 2 cm in den After ein.
Einflussfaktoren der Basaltemperatur
Es gibt einige Faktoren, die unabhängig vom Eisprung einen Anstieg der Basaltemperatur bewirken. Einen „ungewöhnlichen“ Temperaturwert erkennst Du daran, dass Deine Temperaturkurve plötzlich für ein oder zwei Tage ansteigt und dann wieder abflacht.
Faktoren, die die Basaltemperatur beeinflussen können, sind:
- Drogenkonsum oder ungewohnter Alkoholgenuss
- Gestörter Schlafrhythmus
- Stress
- Zeitumstellung
- Erkrankung oder Erkältung
Verhütung mit der Temperaturmethode
Der Pearl-Index der Temperaturmethode liegt zwischen 1 und 10[4], ist jedoch sehr stark von den Anwenderinnen abhängig. Das bedeutet: Von 100 Frauen, die ein Jahr lang mit der Temperaturmethode verhüten, werden eine bis zehn von ihnen dennoch schwanger.
Eine weitere Möglichkeit zur Bestimmung Deiner fruchtbaren Tage ist die symptothermale Methode.
Fruchtbare Tage bestimmen mit der symptothermalen Methode
Die symptothermale Methode hilft ebenfalls dabei, den Zyklus zu bestimmen und so herauszufinden, wann Du schwanger werden kannst und wann nicht. Im Gegensatz zur Temperaturmethode werden bei dieser Methode mehrere Faktoren beobachtet: die Körperkerntemperatur und der Zervixschleim, was einer doppelten Kontrolle dient. Es gibt bestimmte Berechnungsregeln, die dabei helfen, diese Fruchtbarkeit-Indikatoren zu deuten und den Zyklus verlässlich zu bestimmen.
Zervixschleim
Der Zervixschleim wird in den Drüsen des Gebärmutterhalses gebildet. Die Menge und Beschaffenheit dieses Sekrets verändert sich während des weiblichen Zyklus. Nach der letzten Periode, zu Beginn des neuen Zyklus, ist die Scheide eher trocken. Während der fruchtbaren Tage, um den Eisprung herum, nimmt der Schleim zu und wird „spermienfreundlich“. Dann ist er dünnflüssiger, klar und „spinnbar“, also zieht Fäden. Zum Ende des Zyklus wird der Zervixschleim weißlich-klumpig, und die Menge nimmt wieder ab.[5]
Wie funktioniert die symptothermale Methode?
Die symptothermale Methode nutzt die Veränderungen des Zervixschleims und der Basaltemperatur, um Deinen Zyklus auszuwerten und somit die fruchtbaren von den unfruchtbaren Tagen zu unterscheiden. Der Anstieg der Körperkerntemperatur zeigt, dass der Eisprung stattgefunden hat, dann bist Du nicht mehr fruchtbar.
Der fast durchsichtige, spinnbare Zervixschleim ist ein Zeichen, dass der Eisprung naht und Deine fruchtbaren Tage bevorstehen. Wird der Zervixschleim dicklich, klumpig oder verschwindet vollständig, ist dies ebenfalls ein Zeichen dafür, dass der Eisprung bereits stattgefunden hat und Du nicht mehr fruchtbar bist.
Anwendung der symptothermalen Methode
Jeden Morgen vor dem Aufstehen misst Du Deine Temperatur und schreibst sie Dir auf, genauso wie bei der Temperaturmethode bereits beschrieben. Im Verlauf des Tages beobachtest Du Deinen Zervixschleim und notierst am Abend seine Beschaffenheit. Die Temperaturwerte und die Beschaffenheit des Zervixschleim beurteilst Du jeden Abend. So findest Du heraus, ob Deine fruchtbaren Tage bevorstehen, also der Eisprung naht, oder ob dieser schon stattgefunden hat.
Die Regeln der symptothermalen Methode besagen, dass Dein Eisprung dann stattgefunden hat, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
Dein Zervixschleim ist besonders durchsichtig, klebrig und „spinnbar“ (Zeichen für fruchtbare Tage), gefolgt von drei Tagen mit eindeutig anderer Qualität.
Deine Basaltemperatur war an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen hintereinander höher als die sechs Tage zuvor. Der dritte höhere Temperaturwert muss mindestens 0,2 Grad höher sein, als an den sechs vorherigen Tagen (Zeichen für den Tag des Eisprungs).
Symptothermale Methode zur Verhütung
Die symptothermale Methode umfasst sowohl die Temperaturmethode als auch die Zervixschleimbeobachtung. Zudem hältst Du Deine Beobachtungen in einem Kalender fest und hast damit einen Überblick über Deinen Zyklus. Alle drei Methoden gemeinsam angewandt, erzielen eine hohe Sicherheit und damit einen guten Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft. Der Pearl-Index für die symptothermale Methode liegt zwischen 0,3 und 2,3 – der Wert ist abhängig von der Zuverlässigkeit der Anwendung und davon, wie gut Du Deinen Körper kennst und seine Zeichen einordnen kannst.[2]
Zusammenfassung
Deine fruchtbaren Tage kannst Du mit dem nötigen Wissen und etwas Übung ganz einfach selbst bestimmen. Am zuverlässigsten ist dabei die symptothermale Methode, mit der Du mehrere Symptome Deines Körpers erfasst, die auf einen Eisprung und damit Deine fruchtbaren Tage hinweisen: die Basaltemperatur und der Zervixschleim. Das Erfassen dieser Faktoren und das Tracking Deines Zyklus in einem Kalender liefern Dir zuverlässige Daten über den Zeitraum Deiner Fruchtbarkeit und damit der Möglichkeit, schwanger zu werden.
Häufige Fragen
Wie kann ich meine fruchtbaren Tage berechnen?
Wie viele Tage nach der Regel ist der Eisprung?
Wann ist der fruchtbarste Tag, um schwanger zu werden?
Wann ist der Eisprung bei einem Zyklus von 25 Tagen?
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden an fruchtbaren Tagen?
Quellenangaben
Links